Steckbrief Saul Friedländer

saul-friedlaender
Saul Friedländer (Quelle: Wikipedia)

Saul Friedländer wurde 1932 als Pavel Friedländer in Prag als Kind einer deutschsprachigen jüdischen Familie geboren. Der israelische Historiker und Autor wurde 1980 von der KünstlerGilde mit dem Andreas-Gryphius-Preis ausgezeichnet – lange bevor Friedländer mit anderen renommierten Preisen weltweit bedacht wurde. Friedländers Bücher wurden in über 20 Sprachen übersetzt.

Vita von Saul Friedländer

Name: Saul Friedländer

Geboren: 1932 in Prag.

Ab 1938: Besuch einer englischen Privatschule.

1939: Ein erster Fluchtversuch der Familie über Ungarn scheitert, ein zweiter nach Frankreich (Paris) gelingt.

1940: Flucht in die unbesetzte französische Zone, die dem Vichy-Regime untersteht.

Ab 1942: Versteck unter falschem Namen in katholischem Internat.

1951-1953: Militärdienst in Israel.

1955: Abschluss am Institut d’études politiques in Paris; danach Studium in Genf.

1963: Promotion in Genf im Fach Geschichte.

Ab 1967: Professur an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Es folgen Hochschultätigkeiten in Los Angeles, Tel Aviv, Jena und Genf.

Friedländer lebt heute in Los Angeles.

Literarischer Fokus

Friedländer beschäftigt sich als Historiker vor allem mit der jüdischen Geschichte und dem Holocaust. Dabei ist es ihm besonders wichtig, die Opfer des Holocaust und ihre Stimmen in den Mittelpunkt zu rücken und nicht nur die politischen Entwicklungen zu beleuchten.

Friedländer distanziert sich von der Auffassung, dass der deutsche Antisemitismus des 19. Jahrhunderts zum Dritten Reich geführt hätte; er macht einen deutlichen Unterschied zwischen diesem und dem späteren nationalsozialistischen Antisemitismus. Dagegen sieht er den „ideologischen Fanatismus als entscheidende Triebkraft“.

Preise & Auszeichnungen

Einige der Preise, die Saul Friedländer erhielt:

1980: Andreas-Gryphius-Preis der KünstlerGilde Esslingen

1983: Israel-Preis

1997: Yad Vashem Jacob Buchmann Award

1998: Geschwister-Scholl-Preis

2007: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

2008: Pulitzer-Preis für „Das Dritte Reich und die Juden. Die Jahre der Vernichtung 1939–1945“

Wissenswertes über Saul Friedländer

Friedländers Eltern versuchten im Herbst 1942 über die Schweizer Grenze zu fliehen, wurden jedoch abgewiesen und an die französische Polizei ausgeliefert. Sie wurden wenig später deportiert und sind wahrscheinlich noch 1942 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet worden.

Ab Ende 1943 setzte sich Saul Friedländer in seinem Internat mit dem katholischen Glauben auseinander und beschloss zunächst, Priester zu werden. Nach Kriegsende beschäftigte er sich immer mehr mit seinen jüdischen Wurzeln. Ab 1948, in Israel, lernte er hebräisch und beschäftigte sich intensiv mit der jüdischen Kultur, welche ihm zu diesem Zeitpunkt noch relativ fremd war.

1956 lebte er während eines Jahres Studienunterbrechung in Schweden bei seinem Onkel, der ein Heim für geistig behinderte Kinder leitete – in welchem auch Friedländer mithalf.

Friedländer sprach 2019 vor dem Bundestag der Bundesrepublik Deutschland anlässlich des Holocaust-Gedenktages.

Hier geht es zum Wikipedia-Eintrag für Saul Friedländer.

Ausgewählte Werke von Saul Friedländer

„Pius XII. und das Dritte Reich“. Eine Dokumentation. 1964.

„Auftakt zum Untergang. Hitler und die Vereinigten Staaten von Amerika 1939–1941“. 1965.

„Kurt Gerstein oder Die Zwiespältigkeit des Guten“. 1968.

„L’Antisémitisme nazi: histoire d’une psychose collective“. 1974.

„Wenn die Erinnerung kommt“. Autobiographie. 1979.

„Kitsch und Tod. Der Widerschein des Nazismus“. 1984.

„Den Holocaust beschreiben. Auf dem Weg zu einer integrierten Geschichte.“ 2007.

„Das Dritte Reich und die Juden“ („Nazi Germany and the Jews)“. 2007.

Eine Liste aller Mitglieder und Preisträger der KünstlerGilde Esslingen, die wir bereits mit einer individuellen Personenseite vorgestellt haben, findet sich ebenfalls auf dieser Webseite.