Feingeist mit großem Herzen und Leidenschaft für die schönen Künste

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Franz Peter Künzel (© Franz Peter Künzel)

Der Übersetzer und Lektor Franz Peter Künzel ist tot. In seiner Zeit als Vorsitzender der Esslinger KünstlerGilde hat er sich bleibende Verdienste erworben.

Die KünstlerGilde Esslingen hat eines ihrer profiliertesten Mitglieder verloren: Franz Peter Künzel, der von 1995 bis 2005 deren Vorsitzender gewesen war, ist im Alter von 98 Jahren im oberbayerischen Puchheim gestorben. Der renommierte Übersetzer, Lektor und Redakteur hatte die Leitung der Gilde in schwierigen Zeiten übernommen und den Verein über manche Klippen hinweg in die Zukunft geführt. Vielen wird Künzel wegen seiner liebenswürdigen und stets der Sache verpflichteten Art in bester Erinnerung bleiben. Er war ein Feingeist, ein Mann mit großem Herzen und ausgeprägter Liebe zu den schönen Künsten. Und es war stets eine Freude, sich mit ihm auszutauschen und zu spüren, mit wie viel Herzblut er sich für die Kultur im Allgemeinen und für die KünstlerGilde im Besonderen engagiert hat. Mit seiner Ehefrau Sigrid Lude trauern nun viele, die ihn kannten und schätzten.

Franz Peter Künzel, 1925 in Königgrätz geboren, war zunächst Cheflektor im Holtzbrinck Verlag und im Kindler Verlag. Später hat er als freiberuflicher literarischer Übersetzer und Interpret tschechischer und slowakischer Literatur rund 70 Romane, Erzählungen, Kinderbücher, Lyrikbände, Anthologien, Dramen und Hörspiele ins Deutsche übersetzt. In mehreren hundert Beiträgen in Presse, Funk und Fernsehen hat er die Kulturpolitik reflektiert. Von 1985 bis 2013 war er Chefredakteur der Europäischen Kulturzeitschrift Sudetenland. Die Liste seiner Auszeichnungen ist lang und reicht vom Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung über den Übersetzerpreis des Tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes bis zur Petr-Bezruc-Plakette der Unesco, dem Bundesverdienstkreuz am Bande und dem Großen Sudetendeutschen Kulturpreis.

Esslingen und der KünstlerGilde war Künzel stets eng verbunden. Der Gilde gehörte er seit 1957 an – nachdem er den Vorsitz 2005 an Wolfgang Schulz abgegeben hatte, wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Damit würdigte die Vereinigung nicht zuletzt Franz Peter Künzels größtes Verdienst: Nachdem die KünstlerGilde Mitte der 90er-Jahre ihre jahrzehntelang großzügig gewährte Förderung durch den Bund verloren hatte, war es vor allem ihm zu verdanken, dass die Vereinigung den Übergang von der haupt- in eine ehrenamtliche Führung gemeistert und damit ihr Überleben gesichert hat.

Autor: Alexander Maier (EZ)

Abdruck vom 13.6.2023 mit freundlicher Genehmigung der Esslinger Zeitung.

Nachruf auf Franz Peter Künzel