Buchvorstellung und Rezension

Postum-Veröffentlichung des Romans „Große Zeiten Kleines Glück“ von Gerold Tietz, Preisträger der Künstlergilde 2006 in der Kategorie Prosa. Mit einer Rezension von Udo Beylich.

Gerold Tietz, „Große Zeiten Kleines Glück“ (© ROGEON Verlag)

Rezension

Zum Thema „Krieg und Frieden“
Rezension zu Gerold Tietz: „Große Zeiten Kleines Glück“
Gesamtausgabe Roman 1+2, ROGEON Verlag 2021

„Es ist die authentische Geschichte einer Frau, erlebt in der Zwischenkriegszeit bis zur Übernahme Prags durch die Nazis und zur Vertreibung der Deutschen durch die Tschechen. Gerold Tietz hat die Gespräche mit der Zentralfigur in Romanform gegossen und taucht unter Pseudonym selbst im Text auf. Sprachlich anschaulich, literarisch hochwertig und lesenswert geschrieben. Inhaltlich auf dem Erlebnisbericht aufgebaut, nahperspektivisch sozusagen. Schwere Kost, zumindest kapitelweise. Wir erleben das Geschehen durch die Augen der Frau, ein personaler Roman in der Klassifizierung der Literaturwissenschaft. Ich als Leser musste nach jedem Kapitel eine Pause einlegen, um das ‚Miterlebte‘ erst einmal zu verdauen und emotional Abstand zu gewinnen. Aber es ist wichtig, dieses Buch ganz zu lesen. Es betrifft uns als KünstlerGilde-Mitglieder ganz elementar und ist gerade jetzt in diesen Zeiten aktuell und bedeutungsvoll, auch für unsere selbstgewählte Rolle als Brückenbauer zwischen Ost und West.“

Autor: Udo Beylich

Das besprochene Buch „Große Zeiten Kleines Glück“ von Gerold Tietz ist posthum erschienen und wird zur Zeit auch über die Geschäftsstelle der KünstlerGilde in Esslingen vertrieben.

Über den Inhalt der Romane

Die beiden Roman-Bände „Große Zeiten Kleines Glück“ basieren auf der realen, fast unglaublichen Biographie einer jungen Pragerin, die in der Zwischenkriegszeit als Kind einer deutsch-stämmigen Familie aus dem Bildungsbürgertum aufwächst. Sie genießt ein relativ unbeschwertes und privilegiertes Leben mit ihren jüdischen Freunden, geht in den Palästen des böhmischen Adels ein und aus, und verliebt sich in einen kosmopolitischen deutsch-tschechisch-jüdischen Studenten.

Mit dem Einmarsch deutscher Truppen im Sudetenland und in Prag ändert sich alles. Viele stehen vor der Frage: Anpassung oder Zurückhaltung, Widerstand oder Verrat. Familien werden von Rissen durchzogen, Freundschaften auf die Probe und Werte in Frage gestellt. Gläserne Wände und schwarze Schatten bestimmen zunehmend die Szenerie.

Die beiden Romane spannen einen Bogen von der Zwischenkriegszeit über den Zweiten Weltkrieg und den Prager Aufstand bis hin zur Zwangsarbeit und Vertreibung der deutsch-stämmigen Bevölkerung aus Böhmen. Gerold Tietz vermeidet dabei bewusst all zu einseitige Darstellungen, Schuldzuweisungen oder gar Heldentum – sowohl auf gesellschaftlicher Ebene als auch hinsichtlich zwischenmenschlicher Beziehungen.

Über die Gesamtausgabe

Nach der Veröffentlichung des ersten Romanteils im Jahr 2005 blieb diese bemerkenswerte Lebensgeschichte – bedingt durch den fast zeitgleichen Tod von Autor als auch Protagonistin im Jahr 2009 – viele Jahre unvollendet. Nach aufwendiger Arbeit, maßgeblich unterstützt durch die Familien der Hinterbliebenen, kann nun endlich der als unvollendetes Manuskript hinterlassene Gesamtroman zu Ende erzählt werden. In mühevoller Kleinarbeit wurden viele handschriftliche Notizen aus dem Nachlass von Autor und Protagonistin gesammelt, validiert, einsortiert und schließlich zusammen mit dem unvollendeten Manuskript in eine lesbare Romanform gebracht.

Aus dem Roman

„Aber Fräulein Rita“, scherzte Tříska, „Sie sind doch sonst nicht so altmodisch. Machens das wie ich und sagen Sie sich, die Tage, die sind schlecht, aber die Zeiten, die sind groß.“
„Ich bin aber nicht auf große Zeiten abonniert“, sagte Rita.
„Hab ich nicht gehört“, flüsterte Tříska…

Über den Schriftsteller

Gerold Tietz, 1941 in Horka geboren, stammt aus dem Land des Jaroslav Hašek, welches im Lauf der Geschichte periodisch in Vergessenheit zu geraten pflegte und heute gemeinhin unter dem Namen „Böhmische Dörfer“ gehandelt wird. Aus den böhmischen geriet er nach der Vertreibung zunächst in die bayrischen Wälder, wo jedermann so sehr mit Überleben beschäftigt war, dass man schlichtweg vergaß, ihn zu erziehen. Er saß die einklassige katholische Volksschule in St. Wolfgang aus, bevor er alsdann unter die Schwaben fiel, wo er auf dem Tuttlinger Gymnasium als „Polack“ geführt wurde. Nach dem Abitur studierte Tietz Geschichte, Französisch und Politik in Tübingen, Berlin und Paris – wo er nunmehr als „Petit Tchèque“ eine studentische Unterkunft fand, bevor er schließlich auf halber Strecke zwischen Paris und Prag in Esslingen seinen Bestimmungsort als Lehrer und Schriftsteller fand – bis zu seinem Tod 2009.

Gerold Tietz ist Preisträger 2006 der Künstlergilde Esslingen in der Kategorie Prosa.

Mehr zu Gerold Tietz finden Sie bei Wikipedia oder auf der offiziellen Webseite des Schriftstellers.

Mehr zum Doppel-Roman „Große Zeiten Kleines Glück“ finden Sie ebenfalls auf der Autoren-Homepage – u.a. eine kurz Hörprobe.

Bibliographische Angaben

Titel: „Große Zeiten Kleines Glück“
Gesamtausgabe: Doppel-Roman Band 1+2
Autor: Gerold Tietz
399 Seiten | Broschiert
ISBN: 9783943186345
ROGEON Verlag
Preis: 19,20€ zzgl. Versand

Kauf / Bestellung

Bucherwerb:

  • am Besten direkt in der Geschäftsstelle der Künstlergilde (damit unterstützen Sie uns automatisch!)
  • oder formlos per Email-Bestellung an: literatur [at] rogeon.de beim ROGEON Verlag (Lieferung erfolgt auf Rechnung)
  • oder über den Buchhandel

Hier geht es zur Übersichtsseite aller Beiträge des Fachgruppenbereichs Literatur.

Hier gelangen Sie zur Termin-Übersicht aller Veranstaltung von, mit oder bei der KünstlerGilde Esslingen.

Postum-Roman von Preisträger Gerold Tietz