Beethoven – oder: „Dem Manne muss die Musik Feuer aus der Seele schlagen“
Er gehört zu den weltweit berühmtesten und den größten deutschen Komponisten überhaupt. Seine Musik erfüllt heute noch die Welt in ihrer wahrhaften Hinwendung des begrenzten menschlichen Wollens zur göttlichen Erhebung.
Ludwig van Beethoven – immer wenn ich seine Meisterwerke höre, ob es die Sinfonien, die Klavierkonzerte, das bezaubernde Violinkonzert, die Kammermusiken oder seine einzige Oper sind, erschließt sich mir eine Welt der Unsterblichkeit und Klarheit der Seele und einer endlich erreichten beglückenden, sieghaften Gewissheit.
Beethovens familiäre Prägung
Ludwig van Beethovens genaues Geburtsdatum ist unbekannt, wahrscheinlich der 16. Dezember 1770. Überliefert ist nur sein Taufdatum, der 17. Dezember 1770. Beethoven wurde väterlicherseits in eine Musikerfamilie hineingeboren. Schon der Großvater, welcher ebenfalls Ludwig hieß, war zum Ende seiner Laufbahn Hofkapellmeister in Bonn. Beethovens Vater Johann wirkte ebenfalls als Musiker. Seine Karriere litt aber unter seinem übermäßigen Alkoholkonsum. Dennoch war er die treibende Kraft hinter der musikalischen Ausbildung seines Sohnes.
Kindheit & musikalischer Aufstieg
Der junge Ludwig lernte in frühester Kindheit Klavier, Orgel und Violine. Und ähnlich wie bei Wolfgang Amadeus Mozart sorgte auch bei dem kleinen Beethoven der Vater dafür, dass der hochbegabte Sohn schon mit sieben Jahren sein erstes öffentliches Konzert gab. Mit zwölf Jahren veröffentlichte der junge Ludwig bereits erste eigene Kompositionen unter dem Künstlernamen „Louis van Beethoven“. Und er wurde Mitglied der Bonner Hofkapelle, wo er sehr schnell zum zweiten Hoforganist aufstieg.
Bonn statt Wien, Vaterrolle statt Unterricht bei Mozart
Im Jahre 1787 durfte Beethoven nach Wien reisen, wo er angeblich auch Unterricht bei Mozart nehmen wollte. Das kam wohl aber nicht zustande. Aufgrund des Todes seiner Mutter Maria Magdalena musste er diese Reise nach kurzer Zeit beenden. Er kehrte nach Bonn zurück und übernahm die Rolle des Familienoberhauptes für seine beiden jüngeren Brüder und den alkoholkranken Vater.
„Mozarts Geist aus Haydns Händen“
Trotz dieser enormen Belastung konnte sich Beethoven weiterhin auf seine musikalische Ausbildung konzentrieren. 1789 wurde er Student an der Bonner Universität.
1792 verließ Beethoven Bonn endgültig und ging nach Wien. Mozart war jedoch bereits im Jahre 1791 verstorben, so dass es kein Zusammentreffen dieser beiden Großen der Musikgeschichte gab. Hier in Wien wirkte er bis an sein Lebensende. Allerdings lernte der junge Komponist in der österreichischen Hauptstadt den berühmten Tonsetzer Joseph Haydn kennen. Eine Empfehlung des Grafen Waldstein und ein Stipendium des Bonner Kurfürsten sicherten Beethoven die Anfangsjahre in Wien. Graf Waldstein schrieb Beethoven für seine künftigen Wiener Jahre ins Stammbuch:
„Durch ununterbrochenen Fleiß erhalten Sie: Mozarts Geist aus Haydns Händen.“
Graf Ferdinand Ernst von Waldstein-Wartenberg
Beethoven in Wien
Der Wiener Adel bereitete ihm eine großzügige und wohlwollende Aufnahme. Fürst Lichnowsky nahm ihn 1794 bis 1796 in seinen Palast auf. Ebenso wurde er vom Grafen Brunswik bewundert. Weitere Gönner und Freunde wurden Beethoven in Wien u.a. Graf Rasumowsky, Erzherzog Rudolph und Fürst Nikolaus Eszterházy. Diese besondere Situation ermöglichte es dem aufstrebenden Komponisten durch zahlreiche Aufträge adliger Musikliebhaber, durch Honorare für Werkwidmungen und durch Konzerte als „freischaffender Komponist“ zu existieren. Zudem lebte er vom Unterricht und vom Verkauf der Noten seiner Werke. Deren Erfolg war in Wien allerdings recht wechselhaft: Seine einzige, bedeutende Oper „Fidelio“ erntete 1805 noch abfällige Kritiken, doch neun Jahre später wurde sie vom Wiener Publikum enthusiastisch gefeiert.
Schicksalsschlag Schwerhörigkeit
Ein großes Problem für Beethoven war seine aufkommende Schwerhörigkeit, die bereits im Alter von 27 Jahren einsetzte und zu seiner völligen Ertaubung im Jahre 1819 führte. Seine Konzerttätigkeit musste Beethoven, der psychisch sehr unter der zunehmenden Taubheit litt, im Jahre 1808, aufgeben. Das sogenannte „Heiligenstädter Testament“ von 1802 gibt Beethovens seelische Erschütterungen, seine Verzweiflung und seinen Kampf gegen diese Krankheit nachvollziehbar und dramatisch wieder. Als er das Gehör schon so weit verloren hatte, dass eine normale Unterhaltung nicht mehr möglich war, bedienten sich seine Besucher kleiner Notizhefte, die in die Musikgeschichte als „Konversationshefte“ eingegangen sind.
Beethoven & Goethe
Mehrfach begegneten sich die beiden Genies der damaligen Geisteswelt: Goethe und Beethoven. Zum einen in Wien und dann in Karlsbad. Bei einem Spaziergang in Karlsbad, so wird berichtet, wichen ihnen die Spaziergänger ehrfürchtig aus und grüßten. Goethe soll über diese Verstimmung verärgert gewesen sein. Beethoven erwiderte: „Machen Sie sich nichts daraus, die Komplimente gelten mir!“
Charakter & Verhältnis zu Frauen
Ein Rätsel bis heute bleibt Beethovens Verhältnis zu Frauen. Verheiratet war er nie. Angeblich machte er einigen Frauen Anträge. Diese sollen jedoch abgelehnt haben. Nach seinem Tode fand man in seinem Nachlass mehrere Liebesbriefe, die an eine unbekannte Dame gerichtet waren und die er offensichtlich nie abgeschickt hatte. Bis heute rätseln Beethoven-Forscher, wer diese „unsterbliche Geliebte“ gewesen sein könnte oder ob sie sogar nur ein Produkt seiner Phantasie war.
Allgemein galt Beethoven als schwierig und extrem launisch. Sein Hauspersonal soll es nie lange bei ihm ausgehalten haben. Auch soll er in Wien mindestens 25 Mal die Wohnung gewechselt haben, was für eine große Rastlosigkeit spricht.
Tod & Biographie
Am 26. März 1827 starb Beethoven mit nur 56 Jahren nach langer Krankheit an Leberzirrhose. Wie populär er schon damals war, zeigte sich bei seiner Beerdigung in Wien, zu der sich rund 20.000 Menschen versammelt haben sollen.
In den Jahren seiner Ertaubung stand ihm der Kunstliebhaber Anton Schindler helfend zur Seite. Schindler wurde Beethovens erster Biograph. Sein Buch „Biographie von Ludwig van Beethoven“ erschien bereits 1840 als heute noch erste gültige Quelle zu Leben, Wirken und Werk des großen Wiener Komponisten.
Wesen der Musik Beethovens
Im Wesen der Musik Beethovens treffen sein eigenwilliger, unbeugsamer, eiserner Charakter und die Ereignisse seiner revolutionären Zeit, die Französische Revolution und deren Auswirkung auf Europa, in einer einmaligen Konstellation aufeinander.
Das Beethovensche Prinzip der musikalischen Gestaltung, das die eigentliche Weiterentwicklung seit Mozart und Haydn, sowie gegenüber seinen Zeitgenossen ausmacht, ist das dialektische Prinzip. Es besteht aus prägnanten Themenkontrasten als Ausgangspunkt der musikalischen Entwicklung.
Ebenfalls typisch für seine Musik ist eine gewisse Unberechenbarkeit. Aus den Anfängen seiner Stücke lässt sich meist nicht erahnen, wie sie weitergehen. Beethoven baute immer wieder völlig überraschende Wendungen in seine Stücke ein.
Beethoven wird das Zitat zugeschrieben: „Dem Manne muss die Musik Feuer aus der Seele schlagen.“
Autor: Dr. Gernot M. Grohs
Dieser Artikel erschien auch in der Ausgabe 2020-I des Zeitschriften-Magazins der KünstlerGilde mit Sitz in Esslingen a.N.
Hier geht es zur Übersichtsseite aller Beiträge des Fachgruppenbereichs Musik.
Hier gelangen Sie zur Termin-Übersicht aller Veranstaltung von, mit oder bei der KünstlerGilde Esslingen.